Nichts passiert!

Anja Meyer
VRP und Mitinhaberin

Zum Glück, sagen die einen – nichts passiert. Die anderen bedauern es – immer noch nichts passiert. Vor einigen Jahren hat smeyers immobilien auf der Website kurze Statements platziert. Provozieren wollten wir damit, und Impulse geben. Was ist daraus geworden? 

CABANE 

So war ein Impuls betitelt. Zur Belebung von Dörfern haben wir eine effiziente, zentrale Versorgung mit Services gefordert: Ein unkomplizierter Treffpunkt, eine Cabane, wo das Angebot aufs Nötigste beschränkt, aber alles Notwendige verfügbar ist. 

Nichts passiert! Noch immer werden Versorgung und Services in den Dörfern abgebaut. Kein integrales Modell ist sichtbar. 

Und doch: Die Diskussion um die Wiederbelebung von Dörfern hat Fahrt aufgenommen. Von einer Gentrifizierung der Dörfer ist die Rede. Man diskutiert, was es dafür braucht. Aus dem Impuls von damals: «Erfindet Euch neu, Dörfer! Kauft Scheunen, nutzt Tankstellen, schafft multifunktionale Orte, die Servicestation und Treffpunkt sind. Pakete lagern hier. Ein Shop, daneben die Café-Ecke, die Ablage der Reinigung ist. Gemeinde, Bank, Post sind vertreten. So einen Ort wünschen wir uns, wo man sich trifft und bespricht, ankommt und aufbricht. Wo jeder wie in der SAC-Hütte das Nötige bekommt und herzlich willkommen ist.» 

HEIMATLIEBE 

Warum wir nicht mehr neue Altbauwohnungen bauen, haben wir vor Jahren gefragt. Erker und Ornamente, offenen Treppenhäuser, Fischgratparkett haben wir als Möglichkeiten gesehen. «Nutzen wir traditionelle Elemente, um Käufern und Mietern das zu geben, was sie in einer Immobilie auch suchen: Heimat und Identität. Ein Produkt also, das sich gerade dort gut absetzen lässt, wo sich die Marktlage verschärft: in ländlichen Gegenden. Dort, wo viele wissen, wie ihre Heimat ausschaut und sich anfühlt – wie in einer Altbauwohnung.» 

Nichts passiert bei der grossen Masse von neuen Wohnungen, die nach wir vor auf den Markt kommen. Gleichförmig, gesichtslos und renditeoptimiert sind sie nach wie vor. Es gibt löbliche Ausnahmen, aber sie sind selten, meist an A-Lagen und oft überdurchschnittlich teuer. 
Wir warten immer noch, zusammen mit dem Markt.

KONSUMSKLAVEREI

Die vorgeschriebene Sockelnutzung, ein Dauerbaustelle. Nach wir vor gibt es vielerorts «zu wenig Frequenz, zu wenig Sortiment, zu wenig Kaufkraft – von allem zu wenig für Läden, die rentieren müssen, sollen sie nicht auf Kosten der Mieter subventioniert werden.

In einem Impuls haben wir vorgeschlagen, auf Läden an allen Ecken und Enden zu verzichten. «Auch in gewachsenen Quartieren sind nicht alle Sockel genutzt. Dennoch gelten sie als gesuchte Wohnlagen. Vielleicht, weil man dort das tun kann, wozu eine Wohnung auch da ist: sich langweilen und erholen, ohne dauernd Konsumreizen ausgesetzt zu sein.» Gilt eigentlich immer noch, passiert ist nichts! 

BALKANKÜCHE 

«Elternschlafzimmer, zwei Kinderzimmer, Küche, Bad, Toilette – ideal für die Durchschnittsfamilie. Doch wie viele sind Durchschnitt? Geschiedene und Getrennte nicht, Sippen, Wohngemeinschaften und Patchwork-Familien auch nicht», haben wir vor Jahren zusammengefasst.  

Etwas scheint diesbezüglich zu passieren, wenn auch nur langsam. Die Grundrisse werden abwechslungsreicher. Die Eingang-Küchen-Wohnzonen sind interessanter konzipiert. Schiebewände sind zu sehen. Mikro-Appartements bereiten das Verständnis vor für flächeneffiziente und originelle Raumnutzung in die Höhe. Bravo, da passiert etwas!

NOMADENLEBEN

Aus einem Impuls von damals: «Menschen reisen gerne. Aber sie wollen unterwegs ein Zuhause haben, Komfort geniessen und soziale Kontakte pflegen. Dieses Anspruchsprofil einer kaufkräftigen Klientel ist bekannt. Stellt der Immobilienmarkt dafür eine Lösung bereit? Heisst sie Airbnb?»

Ja, Airbnb ist eine starke Lösung, das sehen wir heute klar. Weitere Anbieter werden folgen. «Nomadische Zeitgenossen, die gleichzeitig auf die Vorzüge des sesshaften Lebens nicht mehr verzichten wollen». Für diese Zielgruppe ist das Angebot gross, allerdings besteht es aus herkömmlichen Wohnungen, die dem lokalen Markt entzogen werden. Ein eigentliches Airbnb-Architektur- und Interior-Konzept haben wir noch nicht gesehen. Hier sollte bald mal was passieren.